Linkslesemut oder Die Sache mit dem Versiebtlein by Janotta Anja

Linkslesemut oder Die Sache mit dem Versiebtlein by Janotta Anja

Autor:Janotta, Anja [Janotta, Anja]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-cbt HC
veröffentlicht: 2016-02-28T16:00:00+00:00


Kapitel 11

Omi-Nö-See Wortspiele

Ich wünschte, Mama hätte den Art-Igel gelesen. Vor allem das mit dem Nicht-Schimpfen. Hatte sie aber nicht. Wir sind eine Schülerzeitung, keine Elternzeitschrift. Und Eltern nehmen keine Ratschläge von Kindern an. Sogar dann nicht, wenn die Kinder einen Doktor haben – so wie Dr. Ku.

Mama schimpfte also. Nein, das war kein Schimpfen mehr. Mama tobte. Das war sogar noch lauter und tosender als der Sturm von Anne-Maries Mama. Im Vergleich dazu war Mama ein wild wütender Ork-Ahn.

Du kannst dir sicher denken, weswegen Mama aufbrausen musste. Genau: Die Lernwörter! Die Scheiß-Lernwörter.

Im Auge des Sturms saß Linus, mein Stinkstiefel-Bruder. Sagte ich schon, dass er stinkendfaul ist? Was war denn schon dabei, jeden Tag ein paar Wörter zu schreiben? Für ihn Schlaumeier? Aber nein, Linus Stinktier wollte mir diesen Minigefallen nicht mehr tun. Stattdessen musste er schlechte Luft verbreiten.

»Mach ich nicht mehr«, weigerte er sich einfach klipp und klar am ersten Ferientag. »Die Munter-Monika habe ich abgearbeitet. Mach’s ab heute selbst.«

Ich bat.

Bettelte.

Bekniete und beschwörte ihn.

Bebte: »Bitte, bitte, bitte! Büüüüttte!«

Ich benutzte alle bewährten Tricks.

»Basta.« Mein Bruder blieb beinhart.

Binnen einer Minute brach über meinen Bruder meine böse Rache herein: Binnen einer Minute schwamm die Munter-Monika in seinem arg-wahr-ih-um. Mal sehen, ob sie wirklich so rostfrei war, wie es in großen Buchstaben draufstand.

Jetzt bebte mein Bruder. Und meine Mutter, von dem Geschrei angelockt, stand innerhalb kürzester Zeit in Linus’ Zimmer.

»Was is’n hier los?«

Linus ließ schlagartig meine Haare los, in die er sich gekrallt hatte, und ich verkniff mir einen weiteren Tritt gegen das Schienbein. Mama hat es ja nicht so mit Gewalt.

Außerdem waren ihre Augenbrauen bereits auf Bergtour, im Anstieg. Erst mal zog Mama die tropfnasse Munter-Monika aus dem Wasser. Ein paar Goldfische glotzten noch ihrem gerade gewonnenen und schon wieder verlorenen Glitzerspielzeug mit großen Augen hinterher.

»Was soll das?«, fragte sie mich.

»Wieso? Da steht doch frostrei drauf …«, murmelte ich. Mir war schon klar, dass Witze reißen jetzt nicht angesagt war.



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